“Migration gehört zu unserer Zukunft, wie sie zu der Geschichte der Menschheit gehört hat‘‘

Unter dem Titel ,,Gesellschaft ohne/mit Einwanderung ohne/mit Zukunft‘‘ fand die XXI Auflage des Bocholter Forums von 01.-03. Februar 2019 in der Akademie Klausenhof in Hamminkeln statt.

Das Bocholter Forum wird seit 1991 von der AEF – Spanische Weiterbildungsakademie gemeinsam mit der Landeszentrale für Politische Bildung Nordrhein-Westfalen -und später auch mit dem Landesintegrationsrat – organisiert.  Vertreter/innen aus Migrantenorganisationen, Forschung und Verwaltung kommen hier zusammen als eine Art Markenzeichen des Forums.

Seitens des Gastgebers setzt sich Vicente Riesgo, Vorsitzender der AEF – Spanische Weiterbildungsakademie,  weiterhin für die Einbeziehung von Migrantenorganisationen bei der Vermittlung demokratischer Werte und Haltungen ein, denn sie haben einen direkten Zugang zu der Zielgruppe und können auch in den Herkunftssprachen politische Bildung vermitteln. “Migration gehört zu Deutschlands Zukunft wie sie zur Geschichte der Menschheit gehört”, betont Riesgo, der seit Beginn an der Organisation des Forums beteiligt ist.

In der dreitägigen Veranstaltung konnten Teilnehmer/innen von einigen Beiträgen über Integration und Deutschland als Einwanderungsland profitieren. Zusätzlich gab es verschiedene Arbeitsgruppen über Themen wie Mehrsprachigkeit und kulturelle Identität, politische Teilhabe in der Empfangsgesellschaft oder Anerkennung ausländischer Abschlüsse in Deutschland.

Diese letzte Arbeitsgruppe wurde von Dr. Artur Kalnins, Projektleiter und hauptamtlicher pädagogischer Mitarbeiter der AEF – Spanische Weiterbildungsakademie unter dem Titel „Struktureller Selektionsmechanismus auf dem Arbeitsmarkt‘‘ moderiert. Angesichts des demografischen Wandels und des immer stärker belastenden Fachkräftemangels zweifellos eins der wichtigen Themen der diesjährigen Auflage des Bocholter Forums.

„Die Realität sieht so aus: der Fachkräftemangel und der demografische Wandel ist da, wird immer präsenter, aber er tut noch nicht richtig weh. Deutschland ist in der Arbeitsverhinderung Weltmeister: zurzeit durchläuft eine Person einen ganz langen Prozess, bis sie sich in der deutschen Gesellschaft durch Arbeit sozialisieren kann: von der Ankunft bis zum Ende des Verfahrens, bis der Integrationskurs und das sprachliche Niveau besteht, wird der Mensch betreut. Bis zur Integration im Arbeitsmarkt braucht die Person sehr lange. Migranten/Migrantinnen benötigen in Deutschland viel Zeit bis sie qualifikationsadäquat in Beschäftigung sind und das kann sich auf Dauer keine Gesellschaft leisten‘‘, fasste Dr. Kalnins bei der Präsentation der Ergebnisse dieser Arbeitsgruppe zum Schluss zusammen.

Auch Vicente Riego, Präsident der AEF, sprach sich deutlich für bessere Chancen für Migranten aus: „In dieser Zeit gehen uns viele Chancen verloren: Wir versuchen die vollständige Anerkennung, die vollständige Anpassung an die deutschen akademischen oder beruflichen Abschlüsse herzustellen, wodurch  viele qualifizierte Menschen frustriert gehen. Hingegen bleiben oft die, die keine andere Möglichkeit haben, als hier zu bleiben. Wir brauchen hier eine grundsätzliche Mentalitätsänderung. Gesetze können Migration nicht managen, aber gestalten.‘‘

Eine demokratische Gesellschaft sollte Anderssein tolerieren; sie braucht es, um weiterhin demokratisch offen zu sein. Die Kinder von Migranten sollten in der Öffentlichkeit viel stärker mit den Potentialen ihrer Andersartigkeit, vor allem Sprache und Aspekten der eigenen Kultur, wahrgenommen werden. Dadurch kann die deutsche Gesellschaft nur gewinnen“, so Vicente Riesgo weiter, der mehrmals als Berater bei Integrationsgipfeln im Bundeskanzleramt war.

In der Abschluss-Runde betonte Carmen Teixeira, Leiterin der Landeszentrale für politische Bildung, erneut das Interesse Ihrer Organisation an einer aktiveren Rolle für die Vermittlung von demokratischen Werten unter Migranten. Dafür bietet das Bocholter Forum eine einzigartige Plattform, aus der immer wieder wichtige und innovative Impulse für die politische Bildung abgeleitet werden könnten.

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